House of Julie and Jacob Hirschfeld

Geschwister Jacob und Julie Hirschfeld, Nordstr. 12 Sie betrieben hier gemeinsam ein Kolonialwarengeschäft. Ihre Mutter hatte schon Jahre zuvor die Reka-Hirschfeld-Stiftung gegründet – eine Verpflichtung zur Hilfeleistung, angedacht für Arme und Hilfsbedürftige. Diese Stiftung übernahm später die Tochter Julie Hirschfeld. In der Reichspogromnacht wurde auch ihr Haus von SA-Männern überfallen. Laut Zeugenaussagen soll sich Julie Hirschfeld den Angreifern in den Weg gestellt haben. Daraufhin ist sie gestoßen worden und die Treppe hinuntergefallen. Ein Zeuge erzählte mir, dass sie in die Scherben des guten Porzellans gefallen war, welches die SA-Männer zuvor zerschlagen hatten. Sie blieb bewusstlos am Boden liegen und starb kurz darauf an den Folgen mit 83 Jahren. In dem Bericht der Gestapo Bielefeld an das geheime Staatspolizeiamt Berlin hieß es, sie sei wohl aufgrund ihrer Kurzsichtigkeit gestolpert und die Treppen heruntergefallen. Solche Lügen wurden häufig benutzt. Julie Hirschfeld wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Horn beigesetzt. Jacob Hirschfeld zog nach diesem grausamen Erlebnis zu Verwandten nach Detmold. Er starb schon zwei Monate später mit 84 Jahren. Offensichtlich hatte er den Schock und den Tod seiner Schwester nicht überwunden. Jacob Hirschfeld ist der letzte Verstorbene, der auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt wurde. In Gedenken an das erste jüdische Opfer in Horn bekam die Stadtbücherei des Ortes den Namen “Julie-Hirschfeld-Bücherei”.